Fichtencreme 2019
Fichtenharz
Die Brand- und Zugcreme aus dem Allgäu
Als Fichtenharz (gemeines Harz), bezeichnet man aus Nadelhölzern freiwillig oder nach dem
Anbohren oder Anschneiden ausgeflossenes Harz.
Vorkommen
Europäische Harzbäume sind: die Fichte (Picea abies L.) in einigen Gegenden Deutschlands und im
Norden, die Tanne (Abies alba Mill.) im Elsass, die Strandkiefer (Pinus maritima Lamb.) in Frankreich und
Portugal, die Schwarzföhre (Pinus laricio Poir.) in Niederösterreich und einigen Gegenden Frankreichs, die
Weißföhre oder Kiefer (Pinus sylvestris L.) in Deutschland und Galizien, die Lärche (Larix europaea Dec.) in
Südtirol, den französischen und italienischen Alpen. In Nordamerika gewinnt man Harz aus Abies balsamea
Mill., Pinus strobus L., Pinus resinosa Ait. besonders in Kanada, Pinus taeda L. von Virginia bis Florida und
besonders aus Pinus australis Mill. von Carolina bis Florida. Alle diese Bäume liefern Terpentin, welcher
teils in der Rinde, teils im jungen Holz entsteht und, wenn er sich zu größeren Massen ansammelt, über die
Rinde sich ergießt (Kiefer, Fichte, Schwarzföhre) oder in Harzbeulen der Rinde (Weißtanne, kanadische
Balsamtanne) oder in Hohlräumen des Holzkörpers (Lärchen Südtirols) sich sammelt. Die Gewinnung des
Terpentins, respektive des Harzes ist nach der Baumart und nach Ortsgebrauch verschieden, aber meist
sehr unvollkommen.
Gewinnung
Fichte
Von der Fichte wird meist nur gesammelt, was freiwillig ausfließt; in Baden werden die Fichten gewöhnlich
an vier Stellen angerissen, die Ritzungen laufen der Stammrichtung parallel, sind etwa zollbreit und gehen.
ca. 8–16 Jahresringe ins Holz hinein. Der ausfließende Terpentin wird in Körben gesammelt. Die
Strandkiefer wird nach der französischen Methode im Alter von 20 bis 40 Jahren 20 bis 40 Jahre hindurch,
auch wohl noch länger, geharzt. Man macht an einer Seite des Baums, einige Zentimeter über dem Boden,
einen der Länge nach gehenden, einige Zentimeter breiten Ausschnitt (Carré), welcher bis ins junge Holz
hineinragt. Nach einigen Tagen wird diese Carre nach obenhin verlängert und dies so lange wiederholt, bis
die Wunde 0,5–0,8 m lang ist. Im nächsten Jahr harzt man ebenso auf der gegenüberliegenden Seite des
Stammes, dann zwischen beiden, wobei durch die Vernarbung der ersten Wunden wieder Raum geschafft
wird für neue Risse. Zum Auffangen des Terpentins bringt man an der Stelle des jedesmaligen Ausflusses
innerhalb der Wunde Tongeschirre an und bedeckt diese mit Brettchen.
Schwarzföhre
In Niederösterreich beginnt man die „Schälung“ der Schwarzföhre 10–20 Jahre vor dem beabsichtigten
Abtrieb, wenn die Bäume 50–100 Jahre alt sind. Man stemmt etwa 30 cm über dem Boden eine Höhlung
(Grandel) aus, welche 0,5-0,66 der Stammbreite einnimmt und zur Ansammlung des Terpentins dient. Über
der Höhlung nimmt man Rinde und Splint nach und nach, im ersten Jahr bis zu einer Höhe von 45 bis 47
cm, ab und verlängert die Wunde im nächsten Jahr wieder um 45 cm nach oben. Die Lärche wird in Tirol im
Frühjahr etwa 30 cm über dem Boden bis ins Zentrum des Holzkörpers angebohrt und das 3 cm weite
Bohrloch verschlossen; im Herbst wird dann der Terpentin herausgenommen.
Weißtanne
Bei der Weißtanne öffnet man die Harzbeulen und lässt den Terpentin in Gefäße ablaufen. Aus dem
Terpentin entsteht das Harz durch Verdunsten und Verharzen des Terpentinöls. Das natürliche Fichtenharz
oder Föhrenharz bildet halbweiche oder harte, gelbliche oder bräunliche, selten rötliche Massen, riecht
eigentümlich terpentinartig, schmeckt bitter. In Galizien sammelt man das aus freiwillig ausfließendem
Terpentin entstandene Harz (Weißföhrenharz), in Böhmen die schwefelgelben Harzplatten, welche sich
zwischen Holz und Rinde dicker Wurzeläste der Fichte ansammeln (Wurzelpech). Hierher gehört auch der
Waldweihrauch, der von jungen Fichten- und Kieferzweigen herabtropft, vom Boden aufgelesen wird und
mit angenehmem Geruch verbrennt.
Verwendung
Die bei weitem größte Menge von Fichtenharz wird aber durch künstliche Harzung gewonnen, indem ein
bedeutender Teil des Terpentins am Stamm erstarrt (deutsches Rohharz, französisches Galipot oder
Barras, österreichisches Scharrharz). Aus Terpentin und Rohharz erhält man ferner diverse
Handelsprodukte. Destilliert man den Terpentin mit Wasser zur Gewinnung von Terpentinöl, so erhält man
den gekochten Terpentin, durchscheinende, spröde, mattgelbe Massen, fast geruch- und geschmacklos, oft
in Form gedrehter Stangen vorkommend, die einen mattgelben Kern, eine dicke, glänzende,
durchscheinende, braune Rinde und eine äußere blassgelbe Schicht besitzen. Wird der gekochte Terpentin
bis zum Klarwerden geschmolzen, so erhält man Auswahl Kolophonium, durch Kochen von Rohharz mit
Wasser und andauerndes Umrühren das Weißpech (Wasserharz, Burgunderharz oder Burgunderpech).
Dies ist weiß oder blassgelb, porös, opak und bedeckt sich bei längerem Liegen mit einer dünnen,
durchsichtigen, dunkeln Hülle. Bei Anwendung stärkerer Hitze entsteht daraus das gelbe Harz, welches
eine zerbrechliche Masse bildet. Das Fichtenharz ist ein wechselndes Gemenge von kristallisierbarer,
gewöhnlich aber amorpher Harzsäure mit Terpentinöl und Wasser. Es dient zur Bereitung von Lacken,
Firnissen, Kitten, im 19. Jahrhundert zur Herstellung von Pflastern und selbst von Kaugummi, zum
Verpichen von Eichenfässern (Brauerpech), zum Leimen des Papiers, zum Appretieren, zu Harzseife und
Maschinenschmiere, zu Leuchtgas und Leuchtölen.